Eifelduathlon

Terminkalender sind was Tolles. Da sehen Sachen auf Papier wirklich gedruckt richtig gut aus. In der Realität dagegen ist es manchmal doch etwas anders. So auch beim offiziellen Kalender des Nürburgrings.

Dort stehen in 2025 wieder dutzende Veranstaltungen auf dem Programm. Manche davon sogar in kürzester Zeit hintereinander. Da wäre zum Einen die Nürburgring-Classic, Nachfolger des legendären Eifelrennens. Direkt eine Woche darauf folgt das traditionelle ADAC 24H-Rennen. Zwei absolute Leckerbissen im Doubleheader-Format. Ganz schön anstrengend. In dessen Rahmen auch die Läufe 3 und 4 zur deutschen historischen Automobilmeisterschaft ausgetragen werden. Ausserdem zählt das 24h-Classic Rennen auch zur ADAC-Youngtimertrophy. Nun denn, eine Duathlon-Aufgabe, sich das Team Brauneiser-Renntechnik mit unserem letzjährigen Clubmeister, Marc Roessle, sowie unserem ersten Vorsitzenden, Hans Gerd Brauneiser, bei beiden Veranstaltungen stellen wollte. Beim 24h-Classic Rennen wollten dann ausserdem noch Andreas Fricke und Wolfgang Sommer mit ins Geschehen eingreifen.

Nürburgring-Classic

Aber beginnen wir mit der Nürburgring-Classic. Quasi das ADAC Pendant zum Oldtimer Grand Prix. Vollgepackt mit Highlights der historischen Motorsportszene. So auch die Historic Championship 81. Marc und Hans Gerd waren fest entschlossen, den originalen Sinziger Ford Escort RS2000 mal wieder so richtig die Sporen zu geben, wollte man doch an die guten Ergebnisse der ersten beiden Saisonläufe anknüpfen. Top vorbereitet, rechnete man sich gute Chancen aus. Leider war man auch bei diesem Lauf alleine in der 2 Liter Klasse bis 1981 unterwegs, da der mitbewerbende Porsche 924 erst beim nächsten Rennen wieder am Start sein sollte. Aber nichtsdestotrotz hatte man ja eh ein Auge auf eine gute Gesamtplatzierung geworfen.

Hochmotiviert ging man am Freitagabend und Samstagmorgen die beiden Qaulifikationstrainings an. Selbst der Wettergott spielte mit, ließ die Wolken zu Hause. Die 5,1km lange GP-Strecke des Nürburgrings musste bezwungen werden. Hier spulten Roessle und Brauneiser absolut fehlerfrei ihre Runden ab und landeten mit dem Gruppe 1B Fahrzeug am Ende auf der 27. Gesamtposition von 40 Teilnehmern. Eine sehr gute Leistung, da man den ein oder anderen schnelleren Wagen hinter sich lassen konnte. Der absolute Höhepunkt der Veranstaltung war dann das 90-minütige Rennen am Samstagabend. Dieses wurde nämlich erst um 20:20 Uhr gestartet, ging also bis in die Dunkelheit hinein. Eine zusätzliche Schwierigkeit, die es galt zu meistern.

Direkt am Start konnte sich Hans Gerd gut positionieren und kämpfte munter mit weitaus stärkeren BMW 2002 und Alfa Romeo GTA’s. Auch eine Code 60 Phase konnte die Meute nur kurz bremsen, kurz darauf ging das wilde Gerangel bereits weiter. Nach etwas über einer halben Stunde kam Brauneiser dann zum planmässigen Pflichtboxenstopp herein. Dieser wurde von der gesamten Crew wieder einmal absolut fehlerfrei absolviert. Fahrerwechsel, Marc nahm nun auf dem heißen Stuhl Platz. Nach genau 3 Min. und 2 Sekunden war er dann wieder auf der Piste und die Hatz ging weiter. Runde um Runde legte er top Zeiten hin und konnte inzwischen bereits auf Rang 18 der Gesamtwertung vordringen, als plötzlich das Schicksal erbarmungslos zuschlug.
Ein ungutes Gefühl beim Einlenken erwies sich als Reifenschaden. Auch das noch, das Ding musste sofort runter. Der Hilferuf per Funk wurde erhört, Marc konnte an die Box kommen, wo man sich dem Problem annehmen wollte. In Windeseile wurde vorne rechts ein neuer Pneu montiert und der Sinziger Escort wieder auf die Reise geschickt. Mit reichlich Wut im Bauch peitschte er das 1B-Gefährt über die letzten Runden und versuchte so gut es ging, den entstandenen Schaden zu begrenzen. Ganz schaffte er es leider nicht mehr, trotzdem landete man am Ende der 90 minuten auf einem respektablem 22. Gesamtrang. Der Klassensieg war ja schon vorher sicher gewesen.
Alles in allem waren Marc und Hans Gerd zufrieden mit ihrer und der Leistung des Fahrzeuges. Denn dies war eigentlich nur die Generalprobe. Keine Verschnaufpause, nach dem Rennen ist vor dem Rennen, ging es ja schon eine Woche später bereits weiter.

24h-Classic

Diesmal nicht nur auf der GP-Strecke, sondern auch auf der Nordschleife. 24h Nürburgring, die 53te Ausgabe. Ein unglaubliches Spektakel vor einer Zuschauerkulisse, die Ihresgleichen sucht. 206 historische Fahrzeuge in sämtlichen Formen und Farben hatten fürs traditionelle Rahmenrennen, die 24h-Classic genannt. Darunter auch unsere unerschrockenen MCK-Husaren. Zusätzlich zur Brauneiser-Truppe hatte Andreas Fricke seine Alpine A110 mobilisiert. Wie bereits in Spa, startete er in der HC-Klasse bis 2000ccm für Fahrzeuge bis Baujahr 1975. Abgerundet wurde das ganze durch Wolfgang Sommer und seinen Gruppe 2 Ford Escort RS2000, der bei der Youngtimertrophy in der 2 Liter Klasse bis 1981 genannt hatte. Frohen Mutes und gut aufgelegt wollte das Team Brauneiser-Renntechnik nach letzter Woche auch hier zeigen, was es kann.
Zudem sollte es eine Premiere geben, nämlich das Nordschleifendebüt von Marc. Noch nie hatte er die 25,378km vorher im Rennwagen absolviert. Doch nicht nur das war neu, es gab bei diesem Rennen auch einen neuen Co-Piloten für ihn. Und das war ein alter Bekannter, im wahrsten Sinne des Wortes. Kein geringerer als Robert Baumann sollte Roessle bei seinen ersten Nordschleifenrunden zur Seite stehen. Mit seinen 75 Lenzen gehört er damit zu den Ältesten, aber auch erfahrensten Teilnehmern der ganzen Veranstaltung. Ausserdem saß er bereits 1982 in diesem Fahrzeug und war auch maßgeblich am Erfolg beim 2022er 1000km-Rennen beteiligt. Zudem hatte man mit 21 (Roessle) und 75 (Baumann) auch noch direkt das Team mit dem größten Altersunterschied am Start. Doch Robert scheint noch lange nicht zum alten Eisen zu gehören, startete er doch gleich auf zwei Fahrzeugen an diesem Wochenende. So war er nämlich nicht nur Co-Pilot von Marc, sondern auch von Wolfgang auf seinem Ford Escort.

Nun denn, lasset die Spiele beginnen. Duathlon Teil 2.
Bei den beiden 2-stündigen Qualifyings sollte sich bereits die Spreu vom Weizen trennen, bzw. auch einige Fahrer von ihren Autos. So gab es bereits dort viele Ausrutscher, Unfälle und technische Defekte. Ziemlich unbeeindruckt davon spulte unsere MCKler ihre Runden ab. Und auch Marc hatte sich schneller als gedacht mit der grünen Hölle angefreundet und ging nach und nach auf Zeitenjagd. Robert drehte ebenfalls konstant schnelle Runden. Auch Andreas und Wolfgang spielten ihre Routine aus und ließen nichts anbrennen. Am Ende der Quali belegten Marc/Robert im Sinziger Escort sowie Andreas und seine Alpine die jeweils ersten Ränge in ihren Klassen. Das Team Wolfgang und Robert erreichte in einer stark besetzten Youngtimer-Klasse Rang 5. Im Gesamt warten dies die Plätze 94, 121 und 131. Da sollte doch was gehen.

Im Rennen am Samstag sollte sich dann zeigen, wer am längsten dreht. Genau um 8:50 Uhr schaltete die Startampel auf grün und schickte die inzwischen nur noch 186 autos (20 hatten schon nach dem Training die Segel streichen müssen) auf die 160 minütige Reise, bei fast tropischen Temperaturen. Der erfahrene Robert Baumann eröffnete die Hatz in Brauneiser-Renntechnik Escort. Wolfgang startete, logischerweise, auf seinem Escort, wollte dann später an Robert übergeben. Nur Andreas stellte sich der Herausvorderung ganz allein, plante die gesamte Renndistanz solo abspulen. Gleich am Start konnten sich alle behaupten und ihre Positionen im Feld festigen. Was folgte erinnerte ein bisschen ans Qualifying: Ausritte, Unfälle sowie technische Defekte der anderen Teilnehmer. Und das gleich zu Beginn des Rennens. Mehrere Code 60 Zonen war das Ergebnis. Ungerührt davon spulte Robert eine Runde nach der Anderen wie an der Schnur gezogen ab, dicht gefolgt von Andreas, der Sichtkontakt hielt. Wolfgang fuhr, auf der Strecke, quasi vorneweg, war er doch in einer früheren Startgruppe ins Rennen gegangen.

Nach etwas über einer Stunde wurde es dann spannend, erste Pflichtboxenstops mit Fahrerwechsel und Nachtanken standen an. Fast ohne Kratzer übergab Robert den Sinziger Escort an Marc. Nach genau 4 Minuten war alles erledigt, Fahrerwechsel, Reifencheck, Tanken sowie Technikkontrolle. Wieder mal eine top Teamleistung. Hochmotiviert nahm er die Fahrt wieder auf und jagte durchs Feld. Doch manchmal laufen die Dinge einfach nicht so, wie man es sich erhofft. Und dann kommt meistens auch noch Pech mit dazu. Das traf leider erneut, wie schon eine Woche zuvor, unseren Clubmeister Marc. Denn anscheinend hatte sich auf der Strecke kurz zuvor ein Unfall ereignet. Die Wracks waren zwar schon aus dem Weg geräumt, doch es lagen anscheinend immer noch Trümmerteile der Havarie auf der Piste. Und genau über diese Trümmerteile musste er nun, ohne Ausweichmöglichkeit, fahren. Es kam wie es kommen musste, das Schicksal schlug erneut zu, nämlich in Form eines Trümmerteiles in den Ölkühler des Sinziger Escorts. Dort war nun ein Loch und es trat Öl aus, welches durch die Verwirbelungen im Motorraum langsam aber sicher nach oben gesaugt wurde. Nachdem der Raum bereits geflutet war machte sich das Öl langsam weiter Richtung Motorhaube und Windschutzscheibe.
Ein irritierter Marc, der von der ganzen Aktion bis dahin überhaupt nichts mitbekommen hatte (Auto lief einwandfrei, Öldruck war stabil) wunderte sich auf Döttinger Höhe über den plötzlich auftretenden und immer größer werdenden schwarzen Schmierfilm auf Haube und Scheibe.
Verzweifelt funkte er das Team für einen Notstop an und wurde auch diesmal wieder erhört. Mit letzter Kraft und Sicht schaffte er es in die Boxengasse. Doch dort konnte ihm leider nicht mehr geholfen werden, denn beim Öffnen der Motorhaube erblickte das Team das gesamte Ausmaß.
Der kompletter Vorderwagen des Escorts glich einer einzigen, sprudelnden Ölquelle. Die Blutung konnte leider vor Ort nicht gestoppt weren. Aus, vorbei. Zum Glück war nicht mehr passiert, der Escort hätte auch Feuer fangen können. Damit war das Rennen jedoch gelaufen, den Klassensieg erbte ein Porsche 924 kampflos. Schade, hatte man sich doch auch im Bezug auf die Gesamtwertung einiges ausgerchnet nach dem Trainingsergebnis. Aber manchmal soll es eben einfach nicht sein.

Mehr Glück hatte diesmal Andreas. Sein Boxenstopp lief ebenfalls fehlerfrei. Souverän spulte er Runde für Runde ab. Dies tat auch Wolfgang auf seinem Escort. Sein extrem später Boxenstopp verlief zwar etwas anders als gedacht, hinderte ihn aber nicht daran munter weiter Gas zu geben. Nach 160 Mintuen war es dann geschafft, die Zielflagge wurde geschwenkt. Andreas gewann seine Klasse und landetet im Gasamt auf Rang 76. Wolfgang/Robert belegten den 5.Platz in ihrer Klasse, was Rang 89 bedeutete. Und aufgrund der zurückgelegten Distanz und weiteren Ausfällen wurden Marc und Robert mit dem Sinziger Gruppe 1B-Escort tatsächlicht noch auf Klassenrang 2 und Platz 163 in der Gesamtwertung geführt. Alle gewertet, Gratulation.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass unsere tapferen MCK-Sportfahrer sowohl auf der GP-Strecke, als auch auf der Nordschleife, der Konkurrenz ordentlich das fürchten lehren können.
Und…, dass zwei Rennwochenenden hintereinander ganz schön strapaziös sein können.

See you in Zolder!