Zolder Historic Grand Prix, da war doch was?
Richtig, 50 Jahre wurde er letztes Wochenende alt. Vor einem halben Jahrhundert zum ersten Male ausgetragen, von einem Verein, der sich ebenfalls 1974 gegründet und damit seine erste Veranstaltung auf die Beine gestellt hatte. Dieser heißt: „Belgian Racing Auto Vintage Organisation“, kurz BRAVO, Ausrichter des heutigen Belcar Historic Cups. Zum Jubiläum waren alle gekommen: die ADAC Youngtimer Trophy, die FHR-Meisterschaften 65 und 81, die niederländische GT-TC, der Kampf der Zwerge, die Cup-Tourenwagen-Trophy und halt eben die „Hausherren“, der Belcar Historic Cup. Die Stammserie vieler unserer MCK-Sportfahrer, die natürlich beim Jubiläum mit dabei sein wollten.
Heuer standen die Meisterschaftsläufe 5 und 6 auf dem Programm. Alex Trojan war nach seiner Pause beim vorherigen Zolder-Rennwochenende und am Norisring zurückgekehrt ins Cockpit des Sinziger Gruppe 1B Ford Escort RS2000, den er sich an diesem Wochenende mit Christoph Roessle teilen sollte. Dessen Söhne Marc und Simeon waren selbstverständlich auch wieder mit von der Partie. Beide, wie gewohnt, in ihren Stammfahrzeugen, Marc im MK1 Ford Escort RS2000, befeuert von einem 2,3 Liter Holbay 16V Motor, Simeon im Ex Puma-Cup Fahrzeug, ausgerüstet mit einem 1600er Triebwerk.
Hochsommerliche Temperaturen luden zu einer wahren Hitzeschlacht für Mensch und Maschine ein, die an die vorangegangene Norisring-Veranstaltung erinnerte. So waren es bereits zum Qualifying am Freitag knapp 30 Grad bei strahlender Mittagssonne.
Nun denn, hier lief alles wirklich nach Plan. Marc platzierte den Holbay Escort souverän auf Rang 1 in der nationalen 2,5 Liter Historic Klasse, deutlich vor seinem ärgsten Widersacher auf Mazda RX-3. Dabei stellte er eine neue persönliche Bestzeit auf, die, serienübergreifend, die schnellste gefahrene Ford Escort Runde des ganzen Wochenendes sein sollte. Nicht schlecht für den Anfang.
Alex und Christoph belegten den dritten Platz in der 2 Liter FIA Klasse, hinter einem pfeilschnellen 16V MK1 Escort jedoch in Schlagdistanz zum zweitplatzierten 911er Porsche.
Simeon, seit der Umstufung des Mazda MX-5, als Alleinunterhalter in der 1600er Nineties-Klasse unterwegs, legte eine beachtliche Steigerung zum letzen Einsatz hin und fuhr ebenfalls persönliche Bestzeit, die im Gesamtfeld Rang 34 von 43 gewerteten Fahrzeugen bedeutete.
Starke Leistung.
Durchaus positiv gestimmt ging man nun natürlich in den ersten Rennlauf am Samstag Mittag. Und hier wurde es noch heißer, im wahrsten Sinne des Wortes. Über 30 Grad zeigte nun das Thermometer an, in den Cockpits natürlich noch deutlich mehr. Eine wirklich hitzige Angelegenheit.
Das es ausgerechnet Simeon war, der gleich zu Beginn der 30 minütigen Hatz um Ruhm und Ehre für einen zitternden Ruhepuls des Rennleiters sorgte, hätte man sich vorher auch nicht gedacht. Doch leider war tatsächlich er es, der auch gleich die erste Safety Car Phase des Rennens auslöste. Was war passiert? Nach einem guten Start unserer drei MCKler wollte natürlich jeder sofort Boden gutmachen bzw. die rausgefahrene Trainingsplatzierung halten. Bei Marc im Holbay Escort und Alex im Sinziger-Gefährt gelang das auch durchaus. Und so war es leider Simeon, der in der zweiten Rennrunde eingangs der Gegengeraden kurzzeitig die Kontrolle über seinen Puma verlor und dabei in Kiesbett schlitterte, zum Glück ohne in den Reifenstapel einzuschlagen. Da steckte er nun, mittendrin im Schlamassel.
Nachdem das Safetycar die wilde Meute eingebremst und eingefangen hatte, begann die Bergung des Gestrandeten. Und siehe da, es war tatsächlich noch alles dran am Cup Puma. Nichts krumm oder beschädigt, ausser vielleicht die Ehre des Unglücksraben. So ging es dann nach kurzem Verschnaufen weiter, dem Feld hinterher. Bald darauf wurde auch schon wieder freigegeben, zurück zum Renntempo.
Alle drei Autos waren noch dabei. Marc souverän führend in seiner Klasse vor dem Mazda, Alex inzwischen auf Klassenrang 2, mit Sichtkontakt zum führenden Porsche, und Simeon, der das Feld mir einer Runde Rückstand gnadenlos vor sich her jagte.
Doch erneut schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Diesmal traf es ausgerechnet Marc, der urplötzlich ohne Vortrieb ausrollte. Schweren Herzens musste er den Holbay MK1 Escort nach der Gegengeraden parken. Schluss aus, vorbei. Rennen 1 war eine Nullnummer für ihn.
Da waren es nur noch Zwei. Alex kämpfte sich bei immer schwieriger werdenden Bedingungen, auf Klassenrang 2 liegend, der Zielflagge entgegen, konnte die Pace des führenden Porsche aber nicht mehr mitgehen. Unbeeindruckt von seiner Kiesbett-Exkursion spulte Simeon die restlichen Runden ab und beendete das erste Rennen erschöpft, aber glücklich, auf der 32. Gesamtposition. Da er als einziges 1600er Nineties-Fahrzeug gestartet war bedeutete dies gleichzeitig den Klassensieg. Den hätte Alex auch gerne in der 2 Liter FIA Klasse eingefahren, jedoch musste er sich am Ende mit Rang 2 zufrieden geben. Trotzdem alle Achtung, bei den Temperaturen war jeder, der unbeschadet die Zielflagge sah, im Grunde ein Gewinner.
Nun denn, für Marc hieß es jetzt, Wunden lecken, nachschauen ob eventuell noch was zu retten ist. Alsbald machte sich die Brauneiser-Renntechnik Truppe ans Werk. Die endgültige Diagnose war dann leider niederschmetternd, Getriebeschaden am Holbay Escort. Ein Ersatzaggregat war auf die schnelle nicht zu bekommen, somit war bereits am Samstag Feierabend für ihn.
Doch auch Alex klagte über gelegentliche Probleme beim Sinziger Escort im ersten Rennlauf. Denen wollte man natürlich auf den Grund gehen und prüfte Gemischaufbereitung und Zündung des Gruppe 1B Boliden, konnte aber keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Dabei jedoch unterlief leider ein kleiner aber folgenschwerer Fehler. Eine Kraftstoffleitung war nach der Prüfung nicht richtig angezogen worden und bei der abschließenden Testfahrt durchs Fahrerlager kam dann leider das, was kommen musste. Plötzlich gab es eine Verpuffung und der komplette Motorraum stand in Flammen. Mit dem Bordlöscher hatte man das Inferno jedoch schnell im Griff, was ein herannahender Streckenposten aber irgendwie anders sah und beherzt den gesamten Inhalt seines Pulverlöschers in den Motorraum ergoss. Das Feuer war aus, augenscheinlich aber auch die Lebenslichter des 2 Liter OHC Vierzylinders. Ein grauenhafter Anblick.
Nach ausgiebigen Reinigungsarbeiten wagte man dann todesmutig einen Neustart des Aggregates… und siehe da, es war tatsächlich doch noch Leben drin. Äußerst widerwillig aber am Ende fast unbeeindruckt schnurrte der Motor des Sinziger Escorts plötzlich wieder. Jedoch hatte das Motorraum-BBQ deutliche Spuren hinterlassen. Die Batterie und einige Kabel und Schläuche waren hin, konnten aber zeitnah ersetzt werden. Doch das folgende Szenario war an Dramatik kaum zu überbieten. Plötzlich trat auch noch Kühlwasser in rauen Mengen aus. Was war denn jetzt los?
Die beiden Elektrolüfter hatten die unfreiwillige Grilleinlage nicht schadlos überstanden. Als man den dann Motor warmlaufen ließ und sie sich einschalteten, entledigte sich einer von beiden seiner restlichen verschmorten Flügel, die beim Abgang dann ein Loch in den Kühler schlugen. Hallelujah.
Das gesamte Team hatte bis zum Schluss für einen Start im zweiten Rennen gekämpft, dies aber bedeutete das endgültige Aus für den Gruppe 1B Escort. Somit konnte sich Christoph seinem Sohn Marc beim Zuschauen anschließen.
Am Sonntag ging dann tatsächlich nur noch Simeon im Ford Puma an den Start, dessen Wochenende ja beinahe ebenfalls schon in der zweiten Runde des ersten Laufes vorbei gewesen wäre. Bei 10 Grad kühleren Temperaturen als am Vortag spulte er seine Runden fehlerfrei ab und beendete das zweiten Rennen auf der 28. Gesamtposition, natürlich auch wieder auf Rang 1 seiner 1600er Nineties Klasse.
Somit konnte er als Einziger beide Rennläufe fahren und auch die Zielflaggen sehen. Glückwunsch. Für die Anderen lief es leider nicht so gut.
Na ja, manchmal soll es vielleicht einfach nicht sein. Aber Kopf hoch, nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Weiter geht’s, wir kommen wieder.
Foto: Belcar Historic Cup