Die 51. Ausgabe des Zolder Historic Grand Prix wird in vieler Hinsicht in Erinnerung bleiben. Als wahrer Härtetest für unsere MCK-Sportfahrer.
In diesem Jahr war man gleich mit drei Fahrzeugen angerückt, zu Kämpfen um Ruhm, Ehre und natürlich Meisterschaftspunkte. Einmal in der FHR Historic Championship 81 mit dem originalen und frisch reparierten Sinziger Ford Escort RS2000 MK2 in Gruppe 1B Spezifikation, pilotiert, wie gewohnt, von Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser, wo der 5. Lauf zur deutschen historischen Automobilmeisterschaft auf dem Programm stand. Zudem war auch Marcs Bruder, Simeon Roessle, mit seinem 1600er Ford Puma wieder am Start für die Rennen 5 und 6 zum Belcar Historic Cup. In diesen wollte auch Harald Schilling mit seinem 3 Liter E30 BMW mitmischen.
Zolder, eine wahre Herausforderung, sowohl für die Technik als auch für die Piloten. Besonders den Bremsanlagen werden auf Grund der Streckencharakteristik immer wieder Höchstleistungen abverlangt. Aber auch die Piloten kommen natürlich nicht zu kurz, müssen alles geben auf der komplexen 3977 Meter langen Berg- und Talbahn. Die Wetterlage brachte dazu ebenfalls noch weitere Faktoren ins Spiel. Bereits bei der Anreise am Donnerstag merkte man anhand der hohen Temperaturen, daß es ein äußerst anstrengendes Wochenende werden würde.
Nun denn, beginnen wir mit der Historic Championship. Hier standen zwei Zeittrainings und ein 80-minütiger Rennlauf mit Fahrerwechsel auf dem Programm. Bei fast 30 Grad Aussentemperatur fanden am Samstag Vor- und Nachmittag die beiden Qualifyings statt. Marc und Hans Gerd ließen hier, trotz der Hitze, nichts anbrennen und lieferten mit konstant schnellen Zeiten eine top Performance ab. Zwischen all den stärkeren und eigentlich schnelleren Rennfahrzeugen behauptete der Gruppe 1B Escort sich hervorragend, so daß man sich den 15. Gesamtrang sichern konnte. Die 2 Liter Klasse bis 1981 führte man natürlich auch an, jedoch waren die beiden hier leider wieder einmal alleine unterwegs, da der 924er Porsche in Zolder erneut pausierte. Vielleicht waren ihm die eventuellen Strapazen zu viel, denn die Escort-Truppe merkte, das bereits 25 Minuten bei derartigen Temperaturen ein ganz schöner Härtetest für Mensch und Maschine ist. Wie sollte das denn erst nach 80 Minuten Renndistanz sein? Nun, am Sonntagmorgen sollte es herausgefunden werden.
Und siehe da, plötzlich gab es einen Wetterumschwung. Verrückt, über Nacht waren die Temperaturen um mehrere Grad gesunken, gepaart mit etwas Bewölkung. Also doch keine Hitzeschlacht. Nun gut, um 10:10 Uhr schaltete die Startampel auf Grün, der Tanz wurde eröffnet. Hans Gerd hatte die Ehre, zuerst ins Lenkrad des Sinziger Escorts greifen zu dürfen. Und gleich ging es, wie schon die ganze Saison lang, erneut sehr rustikal zur Sache. Ein Mitbewerber auf Alfa Romeo meinte anscheinend, daß die komplette Strecke ihm alleine gehören würde und benahm sich trotz schwankender Rundenzeiten recht ruppig und unkoordiniert. Da jedoch die Motorleistung der Mailänder Gruppe 2 Alublechbüchse sowohl deutlich über dem fahrerischen Talent seines Lenkers, als aber leider auch über Gerds Gruppe 1B Renners lag, hatte dieser wahrhaftig Mühe, einen Weg daran vorbei zu finden. Im Gegenteil, nur mit seiner ganzen Routine konnte er mehrere Kollisionen verhindern. Nach Ende der 6. Rennrunde war der Spuk dann aber endgültig vorbei, der Sinziger Ford Escort hatte sich vor der Kanaalbocht vorbeigepresst, baute sofort ein Polster auf und überließ dem gefallenen Alfa-Lenker seinem weiteren Rennschicksal. Ciao.
Allerdings hatte die ganze Aktion fast 20 Sekunden gekostet, die die davorliegenden Mitbewerber inzwischen herausgefahren hatten. Somit beschränkte sich Gerds Aufgabe auf Schadensbegrenzung. Und das klappte erstaunlich gut. Mit guten Rundenzeiten knabberte er Sekunde um Sekunde ab, kam langsam wieder näher. Eine Code 60 Phase, ausgelöst durch eine Kiesbett-Exkursion eines übermotivierten BMW-Piloten, verlangsamte das Ganze dann jedoch wieder etwas. Höchste Zeit für einen Boxenstopp. Brauneiser raus, Roessle rein, so könnte man es formulieren. Nach gut drei Minuten war der Sinziger Escort zurück auf der Strecke, die inzwischen auch schon wieder freigegeben wurde.
Nun war es an Marc, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Und wie er das tat. Quasi auf Schienen spulte er die restliche Renndistanz ab, immer noch mit top Rundenzeiten. Mit Fallen der Schwarz/Weiss karierten Flagge war es dann Gewissheit. Belgien scheint ein gutes Pflaster für das Team Brauneiser-Renntechnik zu sein. Platz 10 im Gesamtfeld, zum zweiten Male in diesem Jahr, nach Spa. Wieder mal eine top Leistung der gesamten Mannschaft, gepaart mit einem hervorragend vorbereitetem Fahrzeug.
Chapeau!
Doch Moment, da war doch noch was….
Stimmt, Simeon Roessle und sein Ford Puma, sowie Harald Schilling mit seinem E30 BMW. Die wollten doch auch noch mitspielen. Für beide war Zolder nach Spa erst die zweite Rennveranstaltung in diesem Jahr. Und sie hatten sich einiges vorgenommen. Simeon wollte seinem ärgsten Widersacher auf Peugeot 106 S16 das Fürchten lehren, in der 1600er Nineties-Klasse. Und Harald beabsichtigte, mit dem frisch modifizierten E30 BMW sowohl in die Top 10 im Gesamt, als auch in die Top 3 der Youngtimer-Klasse über 2500ccm vorzudringen.
Doch bereits im Qualifying zeigte sich, das dies gar mal nicht so einfach werden könnte. Zwei rote Flaggen sorgten sowohl für Abbrüche nach Unfällen und technischen Defekten, als auch dafür, daß eigentlich noch niemand eine vernünftige Rundenzeit zu Stande gebracht hatte. So wollte nun jeder in den letzten paar Minuten glänzen und eine gute Zeit setzen. Leider hatte Simeon dabei etwas Pech, erwischte keine wirklich freie Runde und musste sich am Ende mit Klassenrang 2 dem 106er geschlagen geben.
Besser machte es Harald, der quasi mit dem Fallen der Zielflagge noch einen raushaute und sein gesetztes Ziel somit bereits im Training erreichte: Platz 7 Gesamt, Platz 3 in der Klasse. Hut ab. Da sollte doch im Rennen eigentlich was gehen.
Hochmotiviert startete man am Samstagmittag, bei allerdings schon wieder fast tropischen Temperaturen, zum ersten Rennlauf über 30 Minuten. Und hier ging es Schlag auf Schlag. Mit einem absoluten Bombenstart schnellte Harald wie ein Pfeil nach vorne, lag kurzzeitig auf P5 im Gesamtfeld. Auch Simeon startete gut, machte schnell Boden gut. Runde für Runde lieferte er erstaunliche Zeiten, konnte den Abstand zum Peugeot deutlich einschmelzen. Harald, derweil wieder zurückgefallen auf P6, mischte das Vorderfeld ebenfalls gründlich durcheinander. Der dritte Klassenrang schien ihm eigentlich schon sicher, als 3 Runden vor Schluss plötzlich alles drunter und drüber ging. Auf einmal rollte er zu Beginn der Start/Zielgeraden aus, konnte sich nur mit Mühe noch in die Box schleppen. Hier war das Rennen dann leider für Ihn zu Ende. Ein Pfennigsdefekt am Gasgestänge machte letztendlich alles zu Nichte. Schade, gewertet wurde er, aufgrund der zurückgelegten Distanz, aber trotzdem noch. Nur leider sehr viel weiter hinten.
Aber Simeon war noch im Rennen. Zum Schluss reichte es aber auch für ihn nicht ganz zum Klassensieg und er musste sich doch mit Platz 2 zufrieden geben. Jedoch war er nun deutlich näher rangekommen als vorher. Erschöpft, aufgrund der hohen Temperaturen, aber glücklich, fieberte man dem zweiten Rennlauf am Sonntagnachmittag entgegen.
Der BMW von Harald war schnell repariert, konnte ebenfalls wieder starten. Und bis zum zweiten Rennen sollte sich noch einiges tun. Denn wie schon oben erwähnt, gab es ja einen Wetterumschwung. Die Temperaturen waren deutlich niedriger und… es wurde Regen erwartet, kurz vor Rennbeginn. Und der kam auch. Wet Race. Erhöhter Schwierigkeitsgrad. Und wie, in Windeseile waren Regenreifen montiert.
Inzwischen schüttete es wie aus Kübeln, quasi Hunde und Katzen, wie die Briten sagen würden. Teile der Strecke und der Boxengasse waren teilweise überflutet. Niemand rechnete eigentlich damit, daß das Rennen überhaupt gestartet würde. Aber doch, plötzlich gingen die Lichter beim Safety Car an, es leuchtete überall SC und das Feld setzte sich im Schneckentempo in Bewegung. Rundenlang krabbelte man umher, hoffte auf Wetterbesserung. Und die kam, zumindest kurzfristig. Am Ende der 4. Rennrunde gingen die Safety-Car-Lichter aus, es wurde tatsächlich freigegeben. Ein Himmelfahrtskommando, bei widrigsten Bedingungen.
Jetzt hiess es kühlen Kopf bewahren, keine Fehler machen. Und hier schlugen dann wahrhaftig Simeons und Haralds große Stunden. Mit ausgefahrenen Krallen preschte der Puma los, teilte mit seinen Regenreifen das Wasser wie einst ein berühmter Prophet. Platz um Platz machte er gut, ließ sich auch von einem Dreher und kurzem Ausflug durchs Kiesbett nicht beirren. Eine Wahnsinns-Performance. Der 106er war da schon längst abserviert und weit hinter ihm.
Auch der E30 BMW performte aussergewöhnlich gut, wie auf Schienen machte auch Harald Platz um Platz gut.
Inzwischen waren beide schon auf den Gesamträngen 11 und 12 von 40 gestarteten Autos angekommen, als das Schicksal leider erneut erbarmungslos zuschlug. Diesmal bei Simeon. Denn, wie ebenfalls oben erwähnt, war die Wetterbesserung nur kurzfristig. Inzwischen regnete es wieder kontinuierlich und stärker. Dies wurde Simeon letztendlich leider zum Verhängnis. So schwamm der Puma urplötzlich zu Beginn der Gegengeraden auf einer Pfütze, die eine Runde zuvor noch passierbar war, auf. Aquaplaning, trotz Regenreifen. Der darauffolgende Dreher endete leider tief im Kiesbett, was eine Weiterfahrt unmöglich machte. Schade, Verdammt.
Unbeirrt dadurch fegte Harald weiter gnadenlos durchs Feld. Seine Aufholjagd endete letztendlich da, wo er das Wochenende bereits begonnen hatte, auf Gesamtrang 7 und Klassenrang 3. Respekt. Wäre ihm da,…. sagen wir mal so, nicht ein kleines Missgeschick beim Start passiert. Dieser wurde nämlich hinter dem Safety Car ausgeführt, was bedeutet, überholen darf man erst ab der grünen Flagge und der Start/Ziellinie. Hier war Harald anscheinend einen Tick zu früh auf dem Gas gewesen, hatte nämlich bereits einen Mitbewerber hinter sich gelassen. Gnadenlos bekam er von der Rennleitung daher 30 Strafsekunden aufgebrummt. Verdammt.
Der Unmut über den Ausfall, sowie das (erneut) verpasste Top 10 Ergebnis war beiden MCKlern verständlicherweise auch nach Rennende noch deutlich anzumerken. So blieb deren absolut herausragende Leistung leider unbelohnt. Am Ende war es dann trotzdem noch Klassenrang 2 für Simeon und Rang 4 für Harald. Toll gekämpft, alles gegeben.
Genau wie die Escort-Truppe. Für die geht es in 2 Wochen weiter, beim OGP am Nürburgring.
Die Belcars fahren erst wieder Anfang September, beim Assen Classic-GP.
Photo: Belcar Historic Cup
