Fittipaldi, Andretti, Winkelhock, Schumacher… dies sind nur einige berühmte Rennfahrerfamilien, die sich über mehrere Generationen hinaus einen Namen im Motorsport gemacht haben. Vielleicht wird der Name Roessle ja irgendwann mal im gleichen Atemzug genannt werden, wer weiß. Auf dem Weg dahin ist er zumindest schon mal, ein erster Schritt ist gemacht, in dem am letzten Wochenende zum allerersten Male drei Roessles, auf unterschiedlichen Autos, in einem Rennen angetreten sind.
Das seit 1982 ausgetragene, aber immer noch Zuschauer begeisternde, Zolder New Race Festival sollte den passenden Rahmen für diese Premiere bereitstellen. Hier stand nicht nur der Saisonauftakt der Belcar Endurance Serie, sondern auch die Läufe 3 und 4 zum Belcar Historic Cup auf dem Programm.
Und genau da war natürlich unsere MCK-Familienbande am Start. Auf ihren drei von der Rheinlandgarage/Brauneiser-Renntechnik top vorbereiteten Fahrzeugen wollten sie ihren Mitbewerbern richtig einheizen. Vater Christoph hatte für dieses Wochenende den Sinziger Gruppe 1B Ford Escort RS2000 von Alex Trojan übernommen. Seine Söhne Marc und Simeon steuerten ihre gewohnten Boliden, den bärenstarken Holbay Escort RS MK1 und den 1600er Ex-Cup Ford Puma.
Einheizen war allerdings so eine Sache, bei der der Wettergott noch ein Wörtchen mitreden wollte. Der Wonnemonat Mai hatte da nämlich so seine eigene Vorstellung. In Sachen Wettervorhersage konnte man sich mal wieder auf überhaupt nichts verlassen. Wolkenbrüche, Wind, Sonne und Temperaturen zwischen 11 und 23 Grad wechselten sich ab.
Zum Qualifying am Samstagnachmittag hatte er aber ein Einsehen, sodass bei strahlendem Sonnenschein gefahren werden konnte. Unsere drei tapferen MCKler ließ das ganze hin und her vollkommen kalt, sie absolvierten souverän und ohne Probleme ihr Zeittraining.
Marc wirbelte seinen 16v Holbay Escort auf Platz 2 in der nationalen 2,5 Liter Historic-Klasse, ganz knapp hinter seinem ärgsten Widersacher auf Mazda RX-3. Christoph war ebenfalls nur einen Hauch langsamer als sein Mitbewerber auf Porsche 911 und belegte ebenfalls Rang 2 in seiner Klasse für 2 Liter FIA-Fahrzeuge. Simeon dagegen war an diesem Wochenende allein in der 1600er 90s Klasse unterwegs, da der Mazda MX-5, mit dem er noch in Spa gekämpft hatte, kurzfristig in eine andere Epoche eingestuft wurde. Somit belegte er kampflos den 1. Klassenrang, aber im Gesamtergebnis trotzdem auch vor dem Mazda, der direkt dahinter lag. Soweit, so gut.
Doch nun nahm das Wetterroulette langsam fahrt auf. Der Sonntagmorgen begann mit einem kräftigen Regenschauer, der Strecke, Auslaufzonen und Fahrerlager erstmal unter Wasser setze. Ungefähr 1,5 Stunden vor Rennbeginn hörte es dann schlagartig auf. Was jetzt? Reicht die Zeit zum Abtrocknen? Wird es nochmal regnen? Fragen über Fragen.
Am Ende entschied man sich für die einzig vernünftige Variante und zog Regenreifen auf. Diese Entscheidung stellte sich auch als goldrichtig heraus, da die Strecke doch noch sehr nass und rutschig war. Nun denn, mit einem Granatenstart konnte Marc sich nicht nur an seinem Klassenkonkurrenten, sondern gleich auch an mehreren anderen Mitbewerbern vorbeischieben. Christoph und Simeon ließen es da etwas ruhiger angehen, reihten sich hinter ihren Widersachern ein.
Das die Bedingungen nicht so ganz ohne waren musste Christoph kurz darauf feststellen, als er sich nämlich Ausgangs der Jacky-Ickx-Schikane drehte und den Rest des Feldes passieren lassen musste. Aber auch andere kämpften mit schwierigen Verhältnissen und der eine oder andere musste dabei Federn und Blechteile lassen. Zwei Safety Car Phasen waren das Resultat daraus.
Unbeeindruckt davon spulte Marc seine Runden ab und hatte schon bald einen beträchtlichen Vorsprung vor seinem Mitbewerber auf Mazda. Auch Christoph war zwischenzeitlich wieder in Fahrt gekommen.
Nachdem er die Beschaffenheit des Kiesbettes in der Villeneuve-Schikane getestet und für akzeptabel befunden hatte, stellte er letztendlich den Anschluß an den Porsche her. Dieser geriet nun unter Druck und strauchelte seinerseits, was gleich in mehreren Pirouetten endete. Somit war für Christoph der Weg frei zu Platz 1 in der Klasse.
Den hatte Simeon nach der Umstufung des Mazdas ja auch schon sicher, jedoch wollte er diesen gerne auch auf der Strecke besiegen. Leider reichte es nicht ganz, der junge Mann aus England griff tief in seine Trickkiste und wehrte geschickt jede Attacke Simeons ab. Trotzdem hieß es am Ende Klassensieg, da der Mazda ja bei den 80er Fahrzeugen gestartet war.
Den hatte sich Marc zwischenzeitlich auch schon gesichert, der RX-3 konnte ihn nicht mehr gefährden. Dreimal Platz 1 im 1. Lauf, das kann sich doch sehen lassen.
Daran wollte man natürlich im 2. Rennen anknüpfen. Und nun wurde es noch einmal hektisch. Bei Marcs Holbay Escort waren urplötzlich Probleme im Bereich Kupplung/Schaltung aufgetaucht. In Windeseile wurde mit allen Mitteln versucht, das Unheil abzuwenden. Erfolgreich.
Am Ende konnte das zweite Rennen mit allen drei MCK-Piloten stattfinden.
Diesmal war es trocken geblieben, Slicks waren also angesagt. Und wieder ging es auf die 30-minütige Hatz.
Von Beginn an konnte Christoph mit einem guten Start den Porsche in Schach halten. Ein rundenlanges, beinhartes Duell um die Spitze in der 2 Liter Klasse folgte.
Das hatte auch Marc, da der Mazda RX-3 nach kurzer Zeit wieder rangerückt war. Letztendlich musste er ihn ziehen lassen, da sein Holbay-Escort nach der Reparatur zwar einsatzfähig aber leider nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte war. Trotzdem konnte er mit exzellenten Zeiten glänzen und sich somit Rang 2 in der nationalen 2 Liter Klasse sichern.
Bei den 90ern hatte Simeon ja quasi vorher schon den Klassensieg in der Tasche, jedoch wollte er unbedingt den MX-5 auf der Strecke niederkämpfen. Und siehe da, kurz vor Rennende setze er zum finalen Überholmanöver an und zog danach davon. Auch Christoph hatte alles im Griff und konnte ebenfalls seine Klasse gewinnen.
Somit lautete die Gesamtausbeute des Wochenendes:
Marc: 1x 1., 1x 2.
Christoph: 2x 1.
Simeon: 2x 1.
Das kann sich doch durchaus sehen lassen, sowohl für dem MCK als auch für das Team Brauneiser-Renntechnik und erst Recht… für die Familenbande Roessle, von denen wir in Zukunft bestimmt noch das ein oder andere hören und sehen werden.
Foto: Belcar Historic Cup