Badisches Frühlingsfest

Am 22.Februar 1975 wurde zum ersten Mal der „Preis der Stadt Stuttgart“ im badischen Motodrom von Hockenheim ausgetragen. Damals wie heute veranstaltet vom MCS – Motorsport-Club Stuttgart. Helmut Bross, Eugen Kiemele, Hans-Christian Jürgensen und ein 23-jähriger Youngster namens Marc Surer durften sich seinerzeit die Siegerkränze umhängen. Seitdem ist viel passiert. Zeiten haben sich geändert, genauso wie die Strecke. Doch den „Preis der Stadt Stuttgart“ gibt es bis heute, bereits im 51. Jahr. Immer in Hockenheim ausgetragen.

So auch am letzten Wochenende. Und Hockenheim…, da war doch was. Richtig. Der Saisonauftakt der FHR Historic Championship 81 und der ADAC Youngtimer-Trophy sollte zu einem badischen Frühlingsfest werden. Drei unerschrockene MCKler scheuten die fast 300km Anreise nicht und wollten sich der Herausforderung Hockenheimring stellen. Zum Einen war da Wolfgang Sommer, der seinen Ford Escort RS2000 bei der Youngtimer-Trophy an den Start brachte. Mit freundlicher Unterstützung seines Co-Piloten, Simon Baales, wollte er die 2 Liter Klasse bis Baujahr 1981 aufmischen.
Und dann waren da noch Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser, mit dem originalen Sinziger Ford Escort RS2000. Nach dem erfolgreichen, letztjährigem Gastspiel beim Oldtimer Grand-Prix bestreitet das Team Brauneiser-Renntechnik dieses Jahr die komplette Saison der FHR Historic Championship 81. 32 Fahrzeuge hatten dort für die beiden Trainingssitzungen und das 90-minütige Rennen, mit Pflicht-Boxenstopp, gemeldet. Zusammen mit einem Porsche 924 war die 2,5 Liter Klasse bis BJ. 1981 allerdings ziemlich rar besetzt, was der Zuversicht und Motivation bezüglich eines guten Ergebnisses, auch im Gesamtfeld, jedoch keinen Abbruch tat.
Wenig anders sah es bei der Youngtimer-Trophy aus. Dort waren sage und schreibe 49 Autos fürs Rennen gemeldet, 11 davon alleine in der 2 Liter Klasse von Wolfgang. Diese mussten ebenfalls zwei halbstündige Trainingssitzungen absolvieren, dafür dann aber nur ein 1 Stunden Rennen, aber auch mit Pflicht-Boxenstopp. Nun denn.

Bei absolut hochsommerlichen Temperaturen ging es am Samstag für beide Serien in die zwei 30-minütigen Trainingssitzungen. Aufgrund der teilweise überfüllten Strecke hatte alle drei MCKler echt Mühe, überhaupt mal eine freie Runde zu erwischen. Am Schluß gelang es aber dann doch, so daß sie sich eine gute Ausgangsposition fürs Rennen sichern konnten. Bei der HC-81 belegten Hans Gerd und Marc tatsächlich den ersten Rang in der Klasse und den 22. Gesamplatz im Starterfeld, daß von Sport- und reinrassigen Gruppe 2 bzw. 4 Boliden dominiert wurde. Wolfgang belegte mit Co-Pilot Simon Baales den 8.Klassenrang, sowie Platz 34 im Gesamt. Fürs Rennen hatten sich beide Teams jedoch zusätzlich gute Chancen ausgerechnet, da die langstreckenerprobten Ford Escorts über die Distanz mit Sicherheit noch den ein oder anderen Mitbewerber einsacken sollten.

Sonntags war es dann bewölkt, die Temperaturen etwas abgesunken, teilweise sogar ein paar Regentropfen. Letztendlich blieb es aber trocken. Die Youngtimer-Trophy eröffnete mit ihrem 1 Stunden Rennen den Sonntag für unsere MCK-Piloten. Wolgang überließ seinem Co, Simon Baales, die Ehre, den Start zu fahren. Dieser legte auch gleich gut los und konnte sich mit konstanten Rundenzeiten Platz um Platz nach vorne kämpfen. Zwischendurch, auch bedingt durch frühe Boxenstopps der Anderen, war er sogar bis auf Rang 3 in der Klasse und 7 im Gesamt nach vorne gefahren. Aber einen Boxenstopp musste auch er schließlich einlegen und Wolfgang das Volant übergeben. Und genau dabei unterlief den Beiden leider ein kleiner aber am Ende folgenschwerer Fehler. Denn man hatte es zu gut gemeint und Wolfgang zu früh wieder auf die Reise geschickt. Sprich: Unterschreitung der Mindest-Boxenzeit um ganze 8 Sekunden. Das Ergebnis: Zeitstrafe. Da konnte sich Wolfgang noch so abmühen, man fiel wieder auf Rang 5 in der Klasse zurück. Auf diesem Platz sollte es am Ende für Wolfgang auch ins Ziel gehen, was gleichzeitig Rang 25 im Gesamtfeld bedeutete. Schade, Pech gehabt. Aber trotzdem toll gekämpft.

Nach einigen weiteren Rahmenrennen stand am frühen Nachmittag endlich das 90-minütige HC-81 Rennen für das Brauneiser-Team auf dem Programm. Hans Gerd wurde als Startpilot auserkoren, sollte den Tanz eröffnen. Und was das für einer werden sollte. Denn bei dem Begriff Langstreckenrennen denkt man, im übertragenen Sinne, wohl eher an einen langsamen Walzer, der schön und gemütlich daher geht. Doch weit gefehlt. In der deutschen Historic Meisterschaft definiert sich dies anscheinend etwas anders. Bereits in den ersten 3-4 Runden ging es aüßerst ruppig und rustikal zur Sache. Kontaktsport war angesagt, Dreher und Ausflüge an der Tagesordnung. Das glich dann doch eher einer Samba mit Ausfallschritten. Daher brauchte der verwunderte Hans Gerd auch ein wenig um sich auf die etwas härtere Gangart einzustellen, mischte dann aber selber munter mit. Da lag er auch bereits weit in Führung der 2,5 Liter Klasse. Jetzt galt es einen guten Mittelweg zu finden, einerseits schnell sein, andererseits das Material nicht überstrapazieren. Immerhin war es noch ein weiter Weg bis ins Ziel. Nach 30 Minuten Fahrzeit ging es zum Pflicht-Boxenstopp mit Fahrerwechsel. Hans Gerd raus, Marc rein. Unter strenger Einhaltung der dreiminütigen Boxen-Mindestzeit ging der Sinziger 1B Escort wieder zurück auf die Strecke. Und weiter ging die Hatz.
Frisch und hochmotiviert hatte Marc noch knapp 60 Minuten Restfahrzeit vor sich. Mittlerweile war das Feld auch schon etwas gelichtet und sortiert, daher spulte er die restlichen Runden absolut souverän ab. Hilfreich waren dabei auch mehrere Full Course Yellow Phasen, die nach Unfällen oder Defekten auf der Strecke ausgerufen wurden und merklich zu Bewahrung der Kondition von Auto und Fahrer beitrugen. Bei diesen gilt nämlich ein striktes Überholverbot und eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Nach den kurzen Verschnaufpausen ging es dann aber wieder munter weiter. Inzwischen war Marc auf Rang 16, also genau in der Mitte des Gesamtfeldes, angekommen. Und so ging das Rennen dann letztendlich auch nach 90 Minuten, mit Fallen der Zielflagge, zu Ende.

1. in der Klasse und 16. im Gesamt lautete am Schluss die Ausbeute. Ein wirklich hervorragender Einstand für Hans Gerd und Marc in dieser neuen Rennserie. Der top vorbereitete Sinziger Escort RS2000 sowie das Fahrerduo Roessle/Brauneiser als auch die gesamte Brauneiser-Renntechnik Truppe haben sich wieder einmal als unschlagbar gute Kombination erwiesen. Aber auch Wolfgang hat an diesem Wochenende abgeliefert und wertvolle Punkte eingefahren.

Alles in Allem ein gelunger Rundstrecken-Auftakt für den MCK.

In zwei Wochen geht es zu den ebenfalls renommierten Spa Summer Classic, dort wird dann wieder die HC-81 und auch der Belcar Historic Cup zu Gast sein. Hans Gerd und Marc werden den Sinziger Escort ausführen, Simeon Roessle entstaubt seinen Ford Puma, Andreas Fricke und Peter Kaufmann bewegen ihre 110er Alpines und Harald Schilling feiert ebenfalls ein Wiedersehen mit seinem E30 BMW. Sechs MCKler an einem Wochenende, das gab es schon lange nicht mehr.
Wolfgang und die Youngtimer-Trophy dürfen dagegen durchatmen, dort geht es erst im Juni mit der Nürburgring-Classic weiter.

Bis dahin…